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Nicaragua

März 11, 2010

17. 02. – 06. 03

Nachdem wir die Grenzformalitäten in sengender Hitze hinter uns gebracht hatten eilten wir nach Leon, einer hübschen kleinen Kolonialstadt. Da die Hitze dort jedoch noch unertraeglicher war fuhren wir an den nahegelegenen Strand um dort meinen Geburtstag endlich zu feiern. So kamen wir schließlich an einen wunderbar weiten Pazifikstrand und ich bekam den besten Fisch der Reise zu essen.

Am naechsten Tag wartete noch eine schöne Überraschung, wir trafen Sebastian und Jomi, die wir seit Flores (Guatemala) nicht mehr gesehen hatten. So feierten wir Aurelias Geburtstag am 19. Februar wieder zu sechst.

Zu sechst ging die Fahrt dann auch weiter. Ersteinmal fuer eine Nacht in die Hauptstadt nach Managua. Eine durchaus hässliche Stadt, vorallem weil es kein Stadtzentrum gibt, sondern nur zwei, drei große Shoppingcenter. In Managua hat man auch am heftigsten die Auswirkungen der verheerenden Armut in Nicaragua gesehen. Direkt neben einem Einkaufscenter war ein Slum, wo noch nicht mal Wellblechhütten standen, sondern die Huetten aus Holzstöcken und Plastiktüten gebaut wurden. Besser kann man den Kontrast von Arm und Reich nicht verbildlichen. Dort der Glanz und Konsum waehrend ein paar Meter weiter mit Müll versucht wird zu überleben.

Da uns in Managua also nichts hielt, fuhren wir am naechsten Tag schon wieder weiter In Richtung Karibik. Unser Ziel waren die Corn Islands. Dazu mussten wir das Land durchqueren bis zu dem kleinen Ort El Rama, wo die Straße aufhört. Dort parkten wir unseren Bus diesmal mit einem besseren Gefühl als in Belize, und nahmen für das letzte Stück ein Boot, das über einen Fluß bis nach Bluefields fuhr.

Als wir dort ausstiegen folgte das inzwischen schon bekannte Gefuehl in einer anderen Welt angekommen zu sein. Es wurde wieder caribbeanenglish gesprochen und der Hauptteil der Bevoelkerung ist dunkelhaeutig. Es war so sehr wie in Belize, dass wir uns immer wieder daran erinnern mussten, dass wir eigentlich in Nicaragua sind.

Dennoch war der erste Eindruck von Bluefields schrecklich. Als wir schon in dunkler Nacht auf die Straße traten war gerade eine Schlaegerei im Gange, wo Todesdrohungen ausgesprochen wurden. Das das nicht so dahingesagt war sah man spaeter, als man eine Pistole im Guertel eines anderen Mannes sehen konnte. Und Drogengeschäfte konnte man ganz offen beobachten. Dementsprechend mulmig war uns als wir erfuhren, dass wir drei Tage laenger dort bleiben mussten, da das Boot zu den Corn Islands, welches wir eigentlich nehmen wollten nicht fuhr.

Am nächsten Tag im Tageslicht normalisierte sich der Eindruck der Stadt wieder. Alles unheimliche verflüchtigte sich in der strahlenden Sonne und wir fanden ein leckeres, billiges Restaurant, wo wir drei Mal am Tag unsere Portion Gallo Pinto (Reis und Bohnen auf Nicaragua Art, naemlich gemixt) aßen.

Schlieslich ging dann doch das Boot und wir setzten ueber auf Big Corn Island. Leider hatten wir unser typisches Karibikwetter, bewoelkt und stuermisch, sodass die Karibik sich nicht ganz von ihrer besten Seite zeigte. Dennoch kamen wir in den Genuss im kristallklaren Wasser zu baden. Bei einem ungeplant langen Spaziergang um die Insel (wir hatten die Groesse der Insel ein bisschen falsch eingeschaetzt) stießen wir auf einen absoluten Traumstrand, der voellig verlassen und wunderschön war. An einer anderen Stelle bei unserem Inselrundgang, stießen wir ganz plötzlich auf das Filmset der italienischen Weise des Dschngelcamps, das nur ein paar hundert Meter von der nächsten Straße entfernt lag.

Trotz des schoenen Strand wollten wir weiter auf die Little Corn Island, denn wir hatten uns sagen lassen, dass die sogar noch schöner sei. Das war sie dann auch. Leider hielt das schlechte Wetter an, sodass wir bei der Überfahrt ernsthaft zweifelten ob es eine gute Idee war in das überfüllte kleine Boot einzusteigen, das bei den wirklich hohen Wellen viel zu tief im Wasser lag und dessen Steuermann auch noch betrunken war. Komplett durchnässt kamen wir dann aber doch an und bei Jimmy bekamen wir eine billige Unterkunft. An zwei von drei Tagen hatten wir leider Wolken ueber unseren Köpfen und der Wellengang machte das Schnorcheln unmoeglich. Einen Tag hatten wir jedoch Traumwetter und verbrachten den ganzen Tag am perfekten, versteckten Karibikstrand wohin uns ein dort wohnender Hund geführt hat, dort chillten wir in der Hängematte im Halbschatten von Palmenblättern, Kokosnüsse schluerfend und die Wunder der Meere mit dem Schnorchel erforschend.

Leider mussten wir das Paradies recht schnell verlassen, da unsere Autoversicherung auslief und so fuhren wir nach einer knappen Woche wieder zurueck in die Zivilisation. Die Rückfahrt erwies sich zwar als erstaunlich billig und unkompliziert aber auch als aberteuerlich. Das Schiff war sicherlich nicht auf dem neuesten Stand und mit dem Wellengang erging es auch nicht jedem gut.

Zurück in Managua folgte dann die Trennung von Jordi und Aurelia, mit denen wir seit Flores unterwegs waren, und die nun schlussendlich ihr Auto verkaufen wollten.

Wir zogen also zu viert weiter, nicht ohne den bunten Bus und ihre Insassen gehoerig zu vermissen.

Am Abend machten wir am Lago Apoyo, einem Kratersee halt um einen weiteren Geburtstag, diesmal von Jomi zu feiern. Wir fanden den perfekten Schlafplatz, direkt am See und machten eine kleine Feier mit unserm Bus und Musik und mit dem wirklich guten nicaraguanischen Rum Flor de Caña.

Mit unseren letzten Tagen in Nicaragua wollten wir noch die Isla Ometepe sehen. Eine Insel, die in dem Lago de Nicaragua eingebettet ist. Dieser See ist ca. 15 Mal so gross wie der Bodensee und beherbergt die einzigen Suesswasserhaie der Welt.

Die Insel besteht aus zwei Vulkanen und bietet so ein herrliches Postkartenmotiv. Leider konnten wir wegen unserem Zeitdruck nicht alle Schönheiten der Insel zu sehen. Aber wir bestiegen immerhin den Vulkan Maderas, den kleineren der beiden. Dieser Vulkan ist schon seit Jahren inaktiv und in seinem Krater kann man einen See bestaunen. Das eigentliche Highlight war allerdings nicht der See, sondern der Weg durch den Dschungel. Dadurch das der Vulkan die meiste Zeit von Wolken umhuellt ist, ist es ein sogenannter Wolkenwald, es gibt dort also immer soviel Feuchtigkeit um einen richtigen Bilderbuchdschungel zu zaubern. Tiefgruen, dicht, vermost, dampfend und das ganze untermalt von dem Gebruell der Affen. Traumhaft!

Wir verließen die Insel  und dann auch gleich das ganz besonders schöne Nicaragua ein bisschen wehmuetig, da wir sicher sind, dass es noch vieles wunderbares gegeben hätte.

Wir verabschiedeten uns von Jomi und Basti, die wir jedoch vielleicht noch einmal in Costa Rica treffen werden.

Somit begann mit der Einreise nach Costa Rica auch wieder ein neuer  aber auch vertrauter Abschnitt unserer Reise. Nach ca. drei Monaten sind wir wieder zu zweit unterwegs!

Jetzt gerade sitzen wir hier auch schon in Costa Rica unter Mangobäumen und beobachten die Riesenleguane im Baum und fahren jetzt aber an den Strand.

Was ein Leben;-)

(Schnee ist aber doch auch schön!?)