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Oh wie schoen ist Panama

Mai 5, 2010

28. 03. – 30. 04.

Mit dem Entschluss den wir in der letzten Nacht in Costa Rica gefasst hatten, unseren geliebten Bus zu verkaufen fuhren wir ueber die Grenze nach Panama. Wir hatten uns ueberlegt, dass sich das Verschiffen eigentlich kaum lohnen wuerde, da zumindest ich nur noch 4 Monate in Suedamerika haette und wir dann den Bus verkaufen wuerden…

Dem Plan wurde allerdings schon ein bisschen der Enthusiasmus geraubt, als wir an der Grenze einen Stempel in unseren Pass bekamen, dass wir ein Auto eingefuehrt hatten, welches wir somit auch wieder ausfuehren mussten. Doch mit solchen Problemen wollten wir uns  erst spaeter beschaeftigen. Bevor der ganze organisatorische Stress auf uns zu kam, wollten wir erst nochmal ein bisschen an den Strand. Nach Playa Santa Catalina, wohl einem der besten Surfstraende von Zentralamerika. Da wir zwar gerne Spass in den Wellen haben, aber nach wie vor keine Surfer sind verbrachten wir also die meiste Zeit in der Haengematte

Dort am Strand trafen wir, wie vom Schicksal geschickt zwei US-Amerikanerinnen, die tatsaechlich auf der Suche nach einem Auto waren. Auf einmal kamen uns Zweifel auf und die Liebe zu unserem Bus wuchs bedenklich. Als die beiden dann doch beschlossen es nicht zu kaufen, weil sie mit einen Hund reisten, waren wir richtig erleichtert.

Der naechste Wink erwartete uns in El Valle, einem kleinen Bergdorf, indem wir vor der unglaublichen Hitze Schutz fanden. Dort trafen wir Martin und Martina, zwei Argentinier, die seit einem Jahr auch mit einem VW-Bus unterwegs sind, allerdings von Sued nach Nord. Die beiden finanzieren sich ihre Reise indem sie Schmuck und selbstbemalte VW-Bus-T-Shirts verkauften und Spenden sammeln fuer ihr Projekt, einer fahrenden Kinderbibliothek mit der sie in Indigenendoerfer fahren.

Mit den beiden verbrachten wir drei Tage in denen wir ihnen das Pizza in der Pfanne machen Zeigten und sie uns mit argentinischem Essen verwoehnten und uns in das Ritual des Mateteetrinkens einwiesen und vorallem mir wieder die Freude am Reisen mit dem Bus zeigten. Ploetzlich sah ich wieder die vielen Vorteile und nicht nur die Komplikationen, die das Reisen mit Auto auch manchmal mit sich bringt. So trafen wir dort wieder die Entscheidung, das Auto doch mitzunehmen und sind nun sehr gluecklich darueber.

Am allerbesten waren allerdings die Unterichtsstunden fuer das Herstellen des Schmucks. Wir hatten bisher schon viele, meist argentinische „Artesanos“ getroffen die sich ihr Reisen mit dem Herstellen und dem Verkaufen von Schmuck verdienen. Von daher waren wir sehr interessiert dieses Handwerk auch zu lernen und es vielleicht sogar selbst einmal zum Verkaeufer bringen. Nach zwei Tagen waren wir so drin und hatten bereits so viel gelernt, dass wir es kaum aushalten konnten, nach Panama Stadt zu fahren und dort unsere eigenen Faeden zu kaufen und unsere eigene Kollektion herzustellen. Unser Internet Shop kommt bestimmt auch noch irgendwann:-)

Die beiden begleiteten uns noch ueber die riesige Americasbruecke nach Panama Stadt und zeigten uns einen hervorragenden Stellplatz, im Casco Viejo, indem wir 24 Stunden „Polizeischutz“ hatten. Das Casco Viejo begeisterte uns unglaublich! Das Viertel gehoerte noch vor ein paar Jahren zur „roten Zone“ den gefaehrlichen Gegenden dieser Stadt. Inzwischen ist dort die Residenz des Praesidenten weswegen an jeder Ecke sein persoenlicher Sicherheitsdienst steht. Immer mehr Gastronomie, Hostels etc. siedeln sich dortan, sodass sich jetzt alte Bruchbuden mit herrlich renovierten Haeusern abwechseln.

Insgesamt fanden wir Panama eine faszinierende Stadt mit vielen Gegensaetzen. Zum Einen gibt es den schoenen Altstadtkern der sich architektonisch, mit den schmalen Strasen, hoeheren Haeusern und vielen Balkonen von allen anderen Staedten in Zentralamerika, die wir gesehen haben, unterscheidet. Dann gibt es eine Skyline, wie wir sie, seit den USA nicht mehr gesehen hatten.  Da wir gerade am Anfang der Regenzeit dort waren, sodass es einaml am Tag kraeftig schuettete, sahen die haeufig noch in Bau stehenden Hochhaeuser im Regennebel noch gespenstischer aus. Diese rasante Entwicklung verdeutlicht auch das Finanzkapital das in dieser Stadt steckt. Was wiederum im Gegensatz zu der deutlich spuerbaren und sichtbaren Armut seht. Doch was uns, aber vorallem Matthias, am meisten beeindruckt hat, waren die Geier die ueber der Stadt kreisten und auf den Mauern der verfallenen Haeuser lauerten.

Casco Viejo sollte von da an ca. 10 Tage unsere Heimat werden, da wir von dort aus die Verschiffung organisieren wollten. Was eigentlich in einer Woche haette organisiert sein koennen, dauerte bei uns knappe drei Wochen, da wir von einem guenstigen Verschiffungsunternehmen lange hingehalten wurden bis es hiess, dass der naechst freie Termin mindestens erst in einem Monat gewesen waere. Schlussendlich gaben wir uns geschlagen und verschifften bei einer der teureren Agenturen, bei der dann aber tastaechlich alles innerhalb von 5 tagen geregelt war.

Obwohl wir die meiste Zeit im Casco Viejo verbrachten konnten wir uns natuerlich einige Sehenswuerdigkeiten nicht entgehen lassen. Dazu gehoerte natuerlich der PAnAmAkAnAl. Wir verbrachten den ganzen Tag dort fasziniert von den grossen Frachtschiffen und verwandelten uns in unserer Begeisterung in fuenfjaehrige Jungs/Maedchen. Das war mal wieder ein Moment wo uns klar wurde wo wir gerade sind. Von dem Panamakanal hat man schon so viel gehoert und ploetzlich standen wir davor….

Von der Hitze schwer geplagt fanden wir um Matthias Geburtstag herum einen guten Grund nochmal aus der Stadt herauszufahren. Wir beschlossen noch einmal nach El Valle zu fahren, um Kuehle und Ruhe zu haben. Dort verbrachten wir einen ruhigen aber schoenen Tag. Fast so wie ein Jahr zuvor in Kanada.

Am 23. April konnten wir schliesslich in Colon unser Auto abgeben, dass es am 26. in See stechen konnten.

Daraufhin wollten wir uns ins „Abenteuer“ stuerzen. Wir hatten von Martin und Martina eine mehr oder weniger genaue Anleitung bekommen, wie wir von Colon aus mit Booten und Allradfahrzeugen nach Cartagena kommen konnten. Da es uns sehr reizbar erschien nicht mit einem Flugzeug zu mogeln, sondern wirklich Amerika per Land und Wasser zu erkundigen, machten wir uns also auf den Weg nach Suedameika zunaechst mit einem Bus die panamenische Karibikkueste nach Osten, so weit es ging.

Als wir uns nach dem weiteren Weg durchfragten, wusste ploetzlich niemand mehr von dieser Moeglichkeit und in der Touristeninformation sagte man uns, dass die Boote die in dieser Gegend herumfahren in der Regel Schmugglerboote seien, die Drogen, Waffen und Sonstigem beladen sein, und es kaeme auch vor das Passagiere von solchen Booten hin und wieder nicht ankaemen. Allerdings wurde uns eine Touristen-Selgeltour angeboten, die fuer uns preislich aber nicht in Frage kam. Mit besserem Wissen suchten wir uns also eine Moeglichkeit mit einem kleinen Handelsboot erstmal bis nach El Porvenir zu kommen, eine der westlichsten Inseln des San Blas Archipels. Gesagt getan und am naechsten Morgen standen wir um 6 Uhr am Hafen und erwarteten unser Boot. Die beiden Seemaenner kamen und wuerdigten uns keines Blickes, liesen uns aber doch aufs Boot. Die Fahrt gestaltete sich als abentuerlich aber wir genossen sie in vollen Zuegen. Wir wurden auf die Ladung (Holz) gesetzt und schaukelten in unserem winzigen Boot auf dem offenen Meer herum. Nach ca. vier Stunden lenkten wir auf Mangroveninselchen zu und als wir diese hinter uns liessen, fanden uns im Paradies namens San Blas wieder.

Das San Blas Archipel war der eigentliche Grund diese Bootstour zu machen, denn nach dem was wir gehoert hatten gibt es dort die Karibik wie man sie sich vorstellt. Aber es kam noch besser!!! Der absolute Traum. (Unsere, uebrigens nicht bearbeiteten Bilder geben einen kleinen Einblick!)

Das Archipel, auch Kuna Yala genannt, wird von einem Riff abgeschirmt, sodass das Meer immer nur leicht schaukelt. Das Wasser ist von tuerkisestem Blau! Die Inseln an sich sind so schoen, dass es schon unreal wirkt. Alle 365 Inseln sind aus Sand, sodass es folglich den perfekten Sandstrand gibt. Die einzigen Baeume die dort wachsen sind natuerlich Kokuspalmen, was das Bild perfekt macht. Mal waechst nur eine Palme auf einem winzigen Inselchen, mal drei und mal ein ganzes Waeldchen. Zum Glueck ist diese Region autonom und wurde den Kunas, den indigenen Panamas zugesprochen wurde. Dementsprechend darf kein „nicht-Kuna“ sich dort ansiedeln und somit gibt es auch keine Hotels, keine Luxusresorts und kein Massentourismus.

Wir kamen also auf der Insel El Porvenir an, auf dem das Grenzgebaeude stationiert ist. Dort erfuhren wir, dass wir auch von dort ein Boot zu unserer naechsten Station zur Grenze nach Kolumbien, nach Puerto Obaldia nehmen koennten . Allerdings waren einen Tag zuvor schon 6 Boote gefahren und es war ungewiss, wann die naechsten fahren wuerden. Von Morgen bis zu 10 Tagen waere alles moeglich und niemand koennte das wissen.

Als wir also so herumsassen und ueberlegten was wir machen sollten, wurden wir von einem Kapitaen eines Segelbootes aufgesammelt, der Touristentouren macht, in denen man drei Tage in San Blas segelt und dann direkt nach Cartagena faehrt. Wir hatten ja schon davon gehoert, es aber als zu teuer bereits abgetan. Er leistete allerdings sehr gute Ueberzeugungsarbeit und meinte schliesslich wenn wir schon auf ein Boot warten wuerden, koennten wir ihm solange auch auf seinem Boot Gesellschaft leisten. Wir willigten bereitwillig ein und ab da war es um uns geschehen. Wir spuerten das sanfte Schaukeln, das Rauschen der Segeln und beschlossen uns das zu Matthias zum Geburtstag zu schenken. Hernando unser Kapitaen, bot uns zwei Tage umsonst an und kam uns auch mit dem Preis sehr entgegen.

So kamen wir also an das Vergnuegen in einem Segelboot die Wunder von San Blas zu erkunden. Am ersten Tag statteten wir einem Dorf der Kunas einen Besuch ab, der sehr eindruecklich war. Die Kunas leben dort noch genau so wie eh und je, abgesehen von Cola, Bier, sogar Handys, Radio und einigen Motorbooten. Jede Familie hat ihre eigene Holzhuette, die jedoch nur einen Raum hat. Dort schlafen alle Familienmitglieder in Haengematten. Die Kueche, sprich eine Feuerstelle, ist entweder ausserhalb oder in einer anderen Huette. Das ganze Dorf hatte so etwas entspanntes und friedliches an sich. Dadurch dass dort ein besserer Umgang mit Muell herrscht als im Rest Panamas wirkt es unberuehrter und idyllischer, was natuerlich auch durch den harten Sandboden, die verwinkelten Ecken die traditionelle Kleidung der Frauen und Uebersichtlichkeit der Inseln verstaerkt wird.

Eine Aussergewoehnlichkeit bei diesem Volk ist, dass es ein Segen ist Toechter zu haben. Denn der Mann der die Tochter heiratet ist verpflichtet der Familie der Frau die Haelfte seines Einkommens zu geben. Zwar waehlen sie einen Mann zum Dorfabgeordneten, doch haben die Frauen die unangefochtene Macht in der Familie und im Haus.

Wir verbrachten also 5 Tage in diesem Paradies. Das Essen bestand aus Reis in Kokosnussmilch gekocht, Salad und unglaublich frischem Fisch. Ein Traum, sogar Matthias schmeckte der Fisch!

Das Einzige was die Freude etwas truebte, war dass unser Kapitaen sich mit der Zeit doch als etwas kompliziert herausstellte, sodass wir so einige Probleme mit ihm hatten. Und natuerlich das Wissen um die baldige Abreise… Die kam dann auch viel zu schnell und es folgten 45 Stunden auf dem offenen Wasser, wo wir und Brice und Nicole, die mit uns nach Cartagena unterwegs waren, rund um die Uhr zwei Stunden Schicht zum navigieren hatten.

So erreichten wir Cartagena, einigermassen erschoepft, aber sehr gluecklich und zufrieden und mehr als bereit uns in das neue Abenteuer Suedamerika zu stuerzen.