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Ecuador

Juni 16, 2010

28.05 – 10.06

Nach einem sehr gemuetlichen Grenzuebergang betraten wir also Ecuador. Man fuehlte und sah eindeutig, dass man ein anderes Land betrat. Die Doerfer wurden aermlicher, die Landschaft veraenderte sich. Die Berge verloren an eckigkeit und alles wurde ein bisschen weiter. Vorallem aber die Menschen aenderten sich. In Kolumbien sah man kaum indigene Menschen. In Ecuador sieht man fast nur indigene. Wunderschoene Menschen in der traditionellen Kleidung beherrschen das Strassenbild.

Unser erster Stopp in Ecuador war Otavalo. Otavalo ist beruehmt fuer seinen grossen Markt der jeden Sonntag stattfindet. Das wohl interessanteste ist jedoch der Viehmarkt der morgens stattfindet. Ueberall aus den Bergen kommen Familien um ihre Kuehe, Schweine, Huehner etc, zu verkaufen oder ihren Viehbestand aufzustocken. Als wir dort ankamen blieb uns der Mund offen stehen. Was fuer ein herrlicher erster Eindruck von Ecuador. Der Platz war gerammelt voll, von Menschen und Tieren. Ueberall wurde gefeilscht, Tiere angepriesen und darueber der Laerm, den die Tiere machten. Wir konnten uns nicht sattsehen an dem Spektakel. Doch irgendwann leerte sich der Platz und wir machten uns auf den Weg zum Kuenstlermarkt. Dieser war tasaechlich riesig. Er nahm die ganze Stadt ein und so liessen wir uns treiben und deckten uns mit den benoetigten warmen Pullovern ein.

Am naechsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg und gelangten schneller als erwartet zur Mitte der Welt. Wir kamen zu einem ganz kleinen Denkmal, dass wir beinahe uebersehen haetten, doch auch hier war die Aequatorlinie eingezeichnet. Das erste Mal auf unserer Reise vermissten wir ein GPS Geraet. Teils um das  0°00″ mit eigenen Augen zu sehen, zum anderen um zu pruefen ob wir uns tatsaechlich genau auf dem Aequator befanden, denn das Hauptdenkmal ein bisschen noerdlich von Quito ist tasaechlich um 240 meter verschoben.

So mussten wir uns also auf die eingelassene Linie verlassen und machten uns den Schritt von Nord- nach Suedhalbkugel so bewusst wie moeglich.

Viel zu schnell kamen wir dann schon in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, an und quaelten uns durch den Verkehr. Wir fanden in einem wunderschoenen Hostel unterkunft, wo uns die gemuetlichen Zimmer, die grosse Kueche und der wunderbare Holztisch ein bisschen an Zuhause erinnerten. Quito an sich widmeten wir nur einen Tag, an dem wir in der huebschen Altstadt herumschlenderten. Das Schmuckstueck ist eine wunderschoene Basilica, auf dessen Turm man eine sehr gute Aussicht auf Quito hat. Zu unserer Ueberaschung und leichten ernuechterung fanden wir jedoch heraus, das zumindest das Dach der Kirche aus Beton und Stahltraegern gebaut wurde.

Quito hinter uns lassend besuchten wir den Nationalpark Cotopaxi der nachdem gleichnamigen Vulkan benannt ist. Der Vulkan Cotopaxi ist der zweithoechste Vulkan Ecuadors und ist mit seinen 5897 m das ganze Jahr ueber bedeckt mit Schnee. Allerdings mussten wir einen Tag warten um ihn dann auch sehen zu koennen. Dann am naechsten Tag hatten wir Glueck und konnten ihn im Sonnenschein bewundern. Wir konnten mit dem Auto bis auf 4500 m hoch fahren, in denen unser Auto ganz schoen an der Hoehenluft litt. Wir dann auch, als wir ausstiegen und ein paar Meter wanderten um endlich wieder einmal Schnee zu beruehren. Generell erinnerte uns die rauhe Landschaft in diesem Nationalpark und das kuehle Klima sehr an Alaska.

So befriedigt setzten wir unseren Weg nach Sueden weiter fort. Wir fuhren eine kleine Schlaufe um eine Lagune zu besichtigen und kamen durch wunderbare Landschaften und kleine Doerfer. Die Lagune Quilatoa war umwerfend. In einem riesigen Krater gelegen strahlt sie ein tiefes Gruen aus.  Als wir bis zum Grund des Kraters wanderten konnten wir erst die Groesse ermessen, und beim Aufstieg spuerten wir jeden Meter…

Bei unserer Weiterfahrt gab es einen kleinen Schock, als wir ein schleifendes Geraeusch im Auto hoerten. Als wir zu einer Werkstatt fuhren stellte sich heraus, dass eine Bremse dringend gewechselt werden musste. Das jedoch erwies sich als Glueck, denn der Mechaniker erzaehlte uns, dass am naechsten Tag, ein grosses Fest (Corpus Cristi) in einem nahe gelegenen Dorf , mit dem Namen Pujili, waere, wo ganz Ecuador hinreisen wuerde. Wir gesellten uns also am naechsten Tag zu den Schaulustigen und uns wurde eine Art Karneval geboten. Alles in traditioneller Kleidung und traditionellen Taenzen und durchsetzt mit hochprozentigem. Sogar die Polizei hatte ihre Einlage als Motorradfahrkuenstler. Irgendwann erzaehlte uns jemand, dass dieser Umzug bis zum Abend gehen wuerde. Und wir verzogen uns, so interressant es auch war, es war immer noch Karneval.

Da wir, wie ihr bestimmt auch alle, gehoert hatten, dass der Vulkan Tungurahua in Ecuador kuerzlich ausgebrochen war, wollten wir uns das Spektakel anschauen, natuerlich nach dem wir die Sicherheitslage gecheckt hatten;-) Wir fuhren also nach Baños, dem Ort direkt darunter und suchten uns einen guten Beobachtungsposten. Den ersten Tag mussten wir wieder warten, da der Vulkan stetig verhangen war. Allerdings hoerte man staendig ein Ohrenbetaeubendes Grummeln. Am naechsten Tag konnten wir gegen Nachmittag dann endlich ein paar kleinere Ausbrueche beobachten und waren unglaublich fasziniert. Man sah wider unseres Erwarten keine Lava, dafuer aber Gesteinsbrocken, die uberall hin flogen und eine riesige, sich immer hoeher auftuermende Aschewolke, die unheimlicherweise manchmal kurz an die Bilder eines Atompilzes erinnerte.  Nachts wurde es dann noch spektakuelaerer. Erst faerbte sich die Aschewolke leicht roetlich und ploetzlich stob die Lava meterhoch und man konnte den Funkenregen sehen. Das war wirklich eines unserer eindrucksvollsten Naturschauspiele, das wir gesehen haben.

Auf unserem Weg weiter  nach Peru machten wir kaum noch Stopps. Der Gipfel des hoechsten Berges Ecuadors, der Chimborazo mit 6310m ist zugleich auch der vom Erdmittelpunkt weitentfernteste Punkt auf der Welt. Das liegt an seiner Naehe zum Aequator, wo wegen der Fliehkraft der Rotation der Erde die Kugel ein wenig zum Ei wird! Den Gipfel dieses erstaunlichen Phaenomens konnten wir aber leider nicht mit eigenen Augen sehen, da er wolkenverhangen war und wir nach dem Vulkan keine Lust mehr hatten nochmal auf unbestimmte Zeit in den Wolken zu warten.

Aber dann in Cuenca hielten wir nochmal, eine alte Stadt mit Kolonialzentrum. Diese Stadt war sehr untypisch fuer Lateinamerika. Alles war sehr sauber und selbst die Vororte wirkten sehr aufgeraeumt. Das was uns am meisten beeindruckte war ein Suesigkeitenmarkt der sich eine ganze Strasse entlangzog. Leider war es zu teuer um uns einen grossen Vorrat anzulegen.

Wir beschlossen, um Kilometer zu sparen, Peru ueber einen Grenzuebergang zu betreten, zudem nur eine ungeteerte Strasse fuehrte. Obwohl solche Strassen schwer an den Nerven zehren, lohnen sie sich doch immer wieder. Man faehrt durch Doerfer und Landschaften die einfach einmalig sind. Alles ist unberuehrt und untouristisch aber natuerlich auch sehr arm. An solchen Orten wird uns immer wieder bewusst, in was fuer einem Luxus wir in unserem Bus leben. wir haben Strom, ein gutes Bett, mit guter Decke, warme Kleidung etc.

Ganz ploetzlich kamen wir an die kleinste Grenze (nur mit Ausnahme vielleicht von Yukon-Alaska), die wir je gesehen hatten. Zwei Schlagbaeume, weiter nichts. Dementsprechend einfach war der Papierkram und wir waren in Peru. Allerdings dauerte es noch einen Tag holperstrasse fahren, bis wir wieder zur Zivilisation stiessen.

Wir waren zwar nur zwei kurze Wochen in Ecuador, aber es waren sehr schoene und sicherlich boten sie ein paar Highlights unserer Reise. Der erste Eindruck dieses Landes, war so wie wir uns Suedamerika immer vorgestellt hatten.